Gruppenfoto der Teilnehmenden. Foto: Niederdeutschsekretariat.
11/09/2024
Ein Bericht über unser Vernetzungstreffen in Flensburg.

Rückblick auf das Vernetzungstreffen „Vielfalt zwischen den Meeren“ in Flensburg

Vom 19. bis 23. Juli 2023 fand in Flensburg das zweite Vernetzungstreffen der vier anerkannten autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands und der Sprechergruppe Niederdeutsch statt. Organisiert wurde es gemeinsam vom Minderheitensekretariat und dem Niederdeutschsekretariat. Unter dem Motto „Vielfalt zwischen den Meeren“ kamen junge Erwachsene der dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe, der Lausitzer Sorben sowie der niederdeutschen Sprechergruppe zusammen, um sich über Themen wie Identität, Sprache und Kultur auszutauschen und auch für zukünftige Zusammenarbeit zu vernetzen.

Tag 1: Ankunft und Eröffnung

Das Treffen begann mit einer feierlichen Eröffnung in der Dänischen Zentralbibliothek. Johannes Callsen, Minderheitenbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, begrüßte die Teilnehmenden und überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten Daniel Günther. Anschließend las Bahar Oghalai aus ihrem Essay „Freund*innenschaft als politische Praxis“ und diskutierte mit den Teilnehmenden. Der abschließende Empfang bot Gelegenheit zum weiteren Austausch und Kennenlernen.

Tag 2: Die dänische Minderheit in Flensburg

Am zweiten Tag stand die dänische Minderheit in Flensburg im Mittelpunkt. Mats Rosenbaum (SSW – Südschleswigscher Wählerverband) und Jannik Beyer (SdU – Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger e.V.) führten die Gruppe durch das Flensburg der dänischen Minderheit und berichteten von ihrer Arbeit in den dänischen Organisationen. Im anschließenden Workshop leitete Mads Lausten, der Vorsitzende der SdU, eine Diskussion über das Thema Identität, bei der sich die Teilnehmenden intensiv austauschten. Der Tag endete mit einem „Bunten Abend“, bei dem die verschiedenen Gruppen ihre Kultur präsentierten.

„Udvekslingen har været en stor succes. Det er altid dejligt at vende hjem til mindretallet igen, og jeg har en fornemmelse af, at de unge fra de andre mindretal har det på samme måde. Her har vi en dyb forståelse for hinanden, og der er plads til at diskutere vores forskellige erfaringer som en del af mindretallet. Dagene var meget intensive, og man tager hjem med en god følelse og en masse nye venner.“ – Till Rasmus Hölzl

Tag 3: Niederdeutsche Sprache und Kultur im Fokus

Der Sonntag war der niederdeutschen Kultur gewidmet. Am Vormittag fand ein Poetry-Slam-Workshop mit der Künstlerin Selina Seemann statt. Die Teilnehmenden erarbeiteten eigene Texte und präsentierten erste Ergebnisse in den verschiedenen Minderheitensprachen und der Regionalsprache Niederdeutsch. Am Nachmittag wurde das hybride Theaterstück „In de Juni geev dat immer Erdbeeren“ der „Jungen Lüüd ut Löwenstedt“ aufgeführt. In einem anschließenden Gespräch tauschten sich die Teilnehmenden mit der Theatergruppe über das Stück und ihre Arbeit aus.

„De Uttuusk “Tüsken de Seen” was nich blot en moje Utflüggt na Flensbörg hen, waar al veer van de Minnerheidenspraken to finnen sünd. Wi hebben vööl lehrt över de Situation van de Spraken, waar de proot worden, man ok, mit welke Problem se to doon hebben. Up düsse Aard kunnen wi uns uttuusken un uns för uns egen Spraak inspireren laten van dat, wat bi de anner beter löppt. Mien Highlghts van ’t Programm weren de Utflüggt up de Hambörger Hallig, dat Programm van de Deenske Minnerheid över Identität – dat weren echt Fragen, de een sük elke paar Jahr stellen sull – un natürlik de Poetry Slam-Workshop, daar sünd heel starke Texten bi entstahn. Man ok de Spraak-Nerds as ik sünd nich to kört komen, umdat wi vööl in un över uns Spraken proot hebben. Ik höög mi in elke Fall up token Jahr, wenn wi weer binanner komen.“ – Lucia-Philtje Gerst

Tag 4: Nordfriesische Kultur und Geschichte der Sinti und Roma

Am Montag besuchten die Teilnehmenden das Nordfriisk Instituut in Bredstedt/Bräist und erkundeten die Ausstellung „Noordfriisk Futuur“. Die Nordfriesin Helen Christiansen sprach über die Mehrsprachigkeit in Nordfriesland und die damit verbundenen Herausforderungen. Danach ging es auf die Hamburger Hallig, um das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer zu erleben. Zurück in Flensburg stellte Dr. Sebastian Lotto-Kusche die Geschichte der deutschen Sinti und Roma in Flensburg vor. Er sprach zudem über die Arbeit der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History, welche die Geschichte der Sinti und Roma im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit in Schleswig-Holstein erforscht.

„Ik foon det böös gud tu hiaren, hü det dön öler manerhaiden gungt, wat bi jo gud leept, wat ei an huar wi dönsalew probleemen haa. Ik wanske mi, det wi noch muar kontakt mäenöler haa an wi imer maner am a proobleemen snaake, man am det, wat üs ütjmaaget.“ – Mareike Böhmer

Abschluss und Ausblick

Das Vernetzungstreffen wurde von den Teilnehmenden als großer Erfolg gewertet. Besonders das wertschätzende Miteinander und der offene Austausch wurden hervorgehoben. Viele wünschen sich eine Fortsetzung, möglicherweise mit einem Besuch bei den Lausitzer Sorben. Die Teilnehmenden, trotz unterschiedlicher Hintergründe, verbanden ihre gemeinsamen Erfahrungen und Herausforderungen als Minderheiten und Teil der Sprechergruppe Niederdeutsch in der Mehrheitsgesellschaft.

„Wuměna „Mnohotnosć mjez morjomaj“ je so mi wosobinsce jara spodobała. Njeje jenož na wotměnjawym programje zaležało, ale wosebje tež na wšelakich zetkanjach z ludźimi na městnje, kotřiž su wuměnu jara wožiwili. W pomjatku je mi wosebje dźěłarnička wo temje „identita“ wostała, wěcow dopóznała. Tute su za mnje jara pomocliwe byli a su to přeco hišće.“ – Nadja Scholze

Das Team des Minderheitensekretariats bedankt sich bei allen Mitwirkenden und den Kolleg*innen des Niederdeutschsekretariats für die vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit.

Presse zum Vernetzungstreffen:

Beitrag auf RBB Serbski in niedersorbischer Sprache: Beitrag von Diana Schuster mit Kun Bruning (auch Teilnehmer des Austausches) in der Sendung „Bubak“ vom 15.08.2024 (ab Minute 11:20)

Beitrag bei NDR Welle Nord: Aufbereitet von Lina Martschin in der Sendung „Von Binnenland und Waterkant“

Beitrag bei NDR 90,3: Jan Wulf im Interview mit Christiane Ehlers in der Sendung „Wi snackt Platt“ (ab Minute 3:58)

An der Duborg-Skolen mit Blick auf die Flensburger Förde.
Foto: Tim Riediger Die Teilnehmenden vor dem Idstedt-Löwen/Istedløven.
Foto: Tim Riediger

Workshop von Mads Lausten.
Foto: Tim Riediger

(Quelle: Pressemitteilung des Minderheitensekretariats, 11.09.2024)